Eine zentrale Frage der heutigen Zeit lautet: Wie kann gesellschaftliche Entwicklung so gestaltet werden, dass sowohl gegenwärtige als auch zukünftig lebende Generationen ein gutes Leben führen können? Als Antwort auf diese Frage haben die Vereinten Nationen im Jahre 2016 – bei einer Laufzeit von 15 Jahren in der sog. „Agenda 2030“ – 17 Entwicklungsziele formuliert, die es politisch und gesellschaftlich anzustreben gilt, soll eine überzeugende Antwort auf die obige Frage gegeben werden. Das Konzept Bildung für nachhaltige Entwicklung (= BNE), an dem auch wir uns als Gymnasium Vohwinkel orientieren, möchte Schülerinnen und Schüler mit diesen Zielen vertraut machen und in die Lage versetzen, an der Zielerreichung mitzuwirken.

Dem umfassenden Bildungsverständnis des Konzepts „BNE“ folgend, soll es unsere Schülerinnen und Schüler befähigen, Zukunft im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung zu gestalten. Sie sollen aktiv an einer sozial gerechten, wirtschaftlich erfolgreichen, ökologisch verträglichen, kulturell vielfältigen und demokratischen gesellschaftlichen Entwicklung mitwirken können. Eine Veränderung der Welt im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung liegt dabei zunehmend im Blickpunkt unserer Schülerschaft. BNE soll die verschiedenen Dimensionen einer nachhaltigen Entwicklung greifbar machen und bietet Möglichkeiten, die Alltagswelt im Unterricht aufzugreifen. Unser Bemühen ist es dabei, der Schülerschaft BNE-Inhalte auf drei Ebenen zugänglich zu machen: curricular, also im Fachunterricht, in Projektkursen oder im Differenzierungsbereich, extra-curricular, beispielsweise durch Arbeitsgemeinschaften, Fahrten und Kooperationen, sowie durch den Lernort Schule selbst, z.B. durch unsere Bio-Mensa, den Schulgarten oder das systematische Sammeln von Altpapier in den Klassenräumen.

Seit dem zweiten Schulhalbjahr 2021/22 ist unsere Schule Teil des Landesprogramms „Schule der Zukunft“. Das Landesprogramm ist eine gemeinsame Initiative des Schulministeriums und des Umweltministeriums und unterstützt Schulen dabei, Bildung für nachhaltige Entwicklung zum Bestandteil ihrer Unterrichts- und Schulentwicklung zu machen. Eine Übersicht zur „SdZ-Familie“, also außerschulischen Bildungspartnern, Ansprechpersonen des Landesprogramms und teilnehmenden Kitas und Schulen aus der Region, die sich mit Ideen, Angeboten und Fachwissen unterstützen, findet sich hier, darunter natürlich auch unser eigenes Schulprofil. Ein umfassender Nachhaltigkeitsbegriff ist zudem Teil des 2021 neu formulierten Leitbilds unserer Schule geworden und bereits an verschiedenen Stellen im Schulleben sichtbar. Dabei spielen aus der Umwelterziehung erwachsene, sich auf ökologische Nachhaltigkeit beziehende Projekte eine Rolle, die sich z.B. den Nachhaltigkeitszielen (SDGs) #12 „Nachhaltiger Konsum und Produktion“ und #13 „Massnahmen zum Klimaschutz“ zuordnen lassen. So verfügt unsere Schule über einen Schulgarten und eine Bio-Mensa. Hier stammen mindestens 75% der verarbeiteten Lebensmittel aus ökologischer Landwirtschaft; Rind-, Geflügel- und Schweinefleisch stammt ausschließlich aus ökologischer Landwirtschaft. Zudem gibt es keine Plastikbecher, der Müll wird getrennt. Wir kooperieren darüber hinaus mit den örtlichen Stadtwerken im Rahmen einer Altpapier-Sammelaktion, und nutzen für viele der im Schulalltag benötigten Kopien spezielle Scanner-Drucker, die große Anzahlen an Kopien nachhaltiger als handelsübliche Kopierer kopieren können. Zudem planen wir im laufenden Kalenderjahr die Einführung von schuleigenen Recyclingheften und eines Becher-Pfandsystems für Schulveranstaltungen.

Über diese Bemühungen um ökologische Nachhaltigkeit hinaus, die den Lernort Schule ansich betreffen, spielt diese Form der Nachhaltigkeit natürlich auch curricular eine Rolle, z.B. im Rahmen eines eigenen Projektkurses Nachhaltigkeit in der Oberstufe oder auch im Differenzierungsbereich der Sekundarstufe I. Unsere Schülerinnen und Schüler machen sich hier im Fachunterricht mit Nachhaltigkeitsthemen vertraut, indem sie z.B. ihren eigenen Beitrag zum Klimawandel errechenen („CO2-Fußabdruck“), sich über die Herstellungsbedigungen ihrer Lieblingskleidung informieren („Sweatshops“ in Entwicklungsländern) und in Projektarbeiten beliebte Modeketten oder Labels mit den sich daraus ergebenden Fragen konfrontieren.

Neben diesen Aspekten der Nachhaltigkeit stehen für unsere Schule BNE-Aktivitäten im Zentrum, die sich auf die SDGs #4 „Hochwertige Bildung“, #16 „Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen“ und #17 „Partnerschaften zur Erreichung der Ziele“ beziehen lassen. Kulturelle Vielfalt, Frieden und Demokratieerziehung sind für uns hier von großer Bedeutung. So betreuen Lehrerinnen und Lehrer Anti-Rassismus und Anti-Extremismus Projekte in Zusammenarbeit mit dem Programm „Wegweiser“, und unsere Schülervertretung organisiert passende Projektwochen (vor Corona z.B. mit dem Themenschwerpunkt „Rund um die Welt“). Jedes Jahr findet zudem im Rahmen der Mottowoche ein „Tag der Kulturen“ statt, an dem sich alle Schülerinnen und Schüler ihrer unterschiedlichen kulturellen Wurzeln erinnern und z.B. in traditioneller Kleidung ihrer Vorfahren zur Schule kommen.

Darüber hinaus besteht seit dem Jahre 2019 eine Bildungspartnerschaft zwischen dem Gymnasium Vohwinkel und der Gedenkstätte ‚Alte Synagoge Wuppertal‘. Unsere Schule stärkt damit die Bedeutung der Erinnerungskultur, die Sinnfragen junger Menschen nach dem Hier und Jetzt mit der Geschichte verbinden. Die Alte Synagoge steht als Ort jüdischen Lebens in Wuppertal und ihrer Geschichte im Fokus. Die Zusammenarbeit wird erlebbar durch gemeinsame Aktivitäten, z.B. indem die Alte Synagoge als außerschulischer Lernort für Schülerinnen und Schüler zur Verfügung steht oder Lerngruppen an dort angebotenen Workshops teilnehmen. Ebenfalls fördern und unterstützen wir fachlich die Teilnahme an Wettbewerben der Alten Synagoge, in deren Rahmen beispielsweise schon Facharbeiten aus unserer Schülerschaft prämiert wurden.

Im Kontext dieser Kooperation existiert an unserer Schule die AG ‚Gedenken und Erinnern‘, die den Fokus der Erinnerungskultur auch aus der Bildungspartnerschaft aufnimmt und Schülerinnen und Schülern der Oberstufe Gelegenheit gibt, sich jenseits des Unterrichtes – aber unter fachlicher Leitung – mit der nationalsozialistischen Vergangenheit mit dem Schwerpunkt der Judenverfolgung und dem Holocaust auseinanderzusetzen. Unter der Leitfrage ‚Was bedeutet Auschwitz für mich heute?‘ steht das eigene Nachdenken und die Bedeutung für die Gegenwart im Zentrum. Neben Exkursionen, wie in die Alte Synagoge, Beteiligung an Gedenktagen und Aktionen in der Schule dient diese AG ebenso der Vorbereitung auf eine Gedenkstättenfahrt, die im Fahrtenprogramm unserer Schule verankert wurde.

Bereits zweimal besuchte der Großteil der jeweiligen AG ‚Gedenken und Erinnern‘ die Gedenkstätte Auschwitz in Polen. Bisher konnten immer Fördergelder vom Land NRW oder Stiftungen zur Unterstützung der Finanzierung eingeworben werden. Die insgesamt viertägige Fahrt nach Krakau beinhaltet eine zweitägige Führung durch das ehemalige Konzentrationslager Auschwitz I und Auschwitz II (Birkenau). Die Schülerinnen und Schüler setzen sich dabei mit Leid, Tod und Schrecken auseinander. Nach der Gedenkstättenfahrt wird das Erlebte in der AG aufgefangen und reflektiert. Über eine eigene Auseinandersetzung und Beantwortung der Frage ‚Was bedeutet Auschwitz für mich heute?‘ entstehen individuelle und kreative Produkte (Videos, gemalte Bilder, Gedichte u.a.), die ein Signal setzen wollen: Nie wieder Auschwitz!

Hier sind die vorgenannten SDGs unmittelbar Anschlussfähig, denn als Schule, die Vielfalt, Frieden, Gerechtigkeit und den Dialog zwischen Kulturen und Religionen auf diese Weise curricular und außerunterrichtlich lebt und fördert, versuchen wir unseren Beitrag zu leisten, die Welt auch in diesen Bereichen nachhaltiger zu gestalten.